Erstellung eines Businessplans in 5 Schritten: Expertentipps
Written by Philipp Stirnemann on Januar 16, 2023 in Businessplanung

In bestimmten Phasen der Unternehmensgründung werden Unternehmer mit der Notwendigkeit eines Businessplans konfrontiert – ob es sich dabei um die Suche nach Investoren, der Bewerbung um Geschäftsräume oder um einen vertieften Einblick in die Geschäftstätigkeit handelt. Einen guten Businessplan zu schreiben, der wirklich seinen Zweck erfüllt, ist jedoch nicht trivial. Um Ihnen diese Aufgabenstellung zu erleichtern, haben wir unseren langjährigen Erfahrungsschatz im Bereich «Businessplanerstellung» in diesem Artikel zusammengefasst. Er wird Ihnen viele wertvolle Informationen liefern.

Schritt 1. Ermittlung des Geschäftszwecks

Zu Beginn steht die Frage nach der Lesenschaft, an die sich Ihr Businessplan richten soll. Erfahrungsgemäss müssen Businesspläne folgende Zwecke erfüllen:

  • Interne Analyse
  • Bewerbung um Geschäftsräume
  • Suche nach Finanzierungsoptionen (kurzfristiges Fremdkapital)
  • Suche nach potenziellen Partnern (Eigenkapital)

In der nächsten Phase müssen Inhalt und Design dem Ziel des Geschäftsplanes angepasst werden. Dazu finden Sie weitere Informationen hier: Ziele eines Businessplans

Schritt 2. Erstellung qualitativer Teil (Unternehmenskonzept)

Je nach konkretem Zweck müssen im qualitativen Teil des Businessplans folgende Aspekte des Unternehmenskonzepts aufgeführt sein:

  1. Geschäftsidee
  2. Angebotsportfolio
  3. Rechtsform
  4. Personal
  5. Positionierung bzw. Zielgruppe
  6. Marketingstrategie
  7. SWOT-Analyse
  8. Wettbewerbsanalyse (optional)
  9. Marktanalyse (optional)

Expertentipp:

Erfahrungsgemäss hängen Tiefe und Umfang des qualitativen Teils vor allem vom Zweck des Businessplans ab. Es macht beispielsweise wenig Sinn, unterschiedlichste Analysen durchzuführen, um sich damit für Geschäftsräume zu bewerben.

Empfohlene Detaillierungstiefe des qualitativen Teiles je nach Zweck des Businessplans
  Interne Analyse Bewerbung für GR Suche nach Fremdkapital Suche nach Partnern
Geschäftsidee
Angebotsportfolio
Rechtsform
Management/Personal
Positionierung bzw. Zielgruppe
Marketing
SWOT-Analyse
Wettbewerbsanalyse
Marktanalyse

Stellt sich die Frage nach den Inhalten der Unterkapitel. Es reicht nicht, dort die zentralen Aspekte des Businessplans in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Um mit Ihrem Businessplan das Interesse an Ihrer Geschäftsidee zu wecken, müssen Sie:

  • Inhaltlich ausreichend in die Tiefe gehen
  • Informationen sauber strukturieren
  • Einen passenden Schreibstil nutzen
  • Rechtschreibung sorgfältig prüfen

Expertentipp:

Sämtliche Kapitel des Unternehmenskonzepts müssen in logischer Reihenfolge aufgeführt werden, damit die Informationen für den Leser problemlos verständlich sind. Es ist wichtig, den passenden Schreibstil zu wählen, damit der Text informativ und gleichzeitig überzeugend wirkt. Es handelt sich eben nicht um das Ausfüllen von Formularen, sondern um ein überzeugendes Storytelling.

Die folgenden Aspekte der Geschäftsidee müssen ausführlich erläutert werden. In der folgenden Datei finden Sie eine detailliertere Beschreibung der Einzelpunkte. Nutzen Sie die Vorlage und checken Sie damit Ihr eigenes Geschäftskonzept!

Schritt 3. Erstellung quantitativer Teil: Finanzplan

Ein professionell erstellter Finanzplan muss folgende Komponenten und Unterkategorien beinhalten:

  1. Annahmen zum Finanzplan:
    • Umsatzplanung
    • Kostenplanung
    • Cash Management
    • Investitionen
    • Finanzierung
  2. Finanzanalysen:
    • Szenarioanalyse
    • Liquiditätsanalyse
    • Sensitivitätsanalyse
    • Break-Even-Analyse
    • Sonstiges
  3. Geschäftsberichte zur Finanzlage:
    • Erfolgsrechnung
    • Bilanz
    • Cashflow-Rechnung

An dieser Stelle möchten wir auf die einzelnen Aspekte des Finanzplanes genauer eingehen.

Annahmen zum Finanzplan

Die Annahmen zum Finanzplan dienen als Basis für die Erstellung Ihres Finanzmodels sowie der Geschäftsberichte zur Finanzlage des Unternehmens. Auf diese Weise wird deutlich, welche Inputs bei der Berechnung vorgenommen wurden. Entscheidend ist, das Finanzmodell auf Basis von plausiblen Zahlen zu erstellen und diese anschliessend übersichtlich – idealerweise grafisch – im Businessplan zu präsentieren.

Expertentipp:

Erfahrungsgemäss empfiehlt es sich, die Daten mindestens für drei, idealerweise sogar für fünf Folgejahre darzustellen. So kann man sich eine objektive Vorstellung davon verschaffen, wie sich die Finanzlage des Unternehmens in den Folgejahren entwickelt.

Umsatzplanung

  • Umsatzgenerierung aus Hauptgeschäftssegmenten
  • Umsatzgenerierung aus zusätzlichen Geschäftssegmenten (bspw. aus Nebendienstleistungen)

Kostenplanung

Die Gesamtkosten eines Unternehmens bestehen aus variablen und fixen Kosten. Zu den variablen Kosten zählen die Betriebsausgaben, die direkt proportional mit dem Absatzvolumen korrelieren. Es handelt sich dabei um die Herstellungskosten der zu verkaufenden Waren. Dazu gehören vor allem die Kosten für:

  • Materialien (Roh- und Hilfsstoffe)
  • Kraftstoff
  • Strom
  • Personal (Arbeit auf Abruf, Stundenbasis)
  • Transportdienste
  • Ähnliche variable Kosten je nach Branche

Expertentipp:

Es ist ratsam, variable Kosten prozentual zum Preis des Produktes oder dem entsprechenden Umsatz zu berechnen. So können Sie schneller identifizieren, wie sich die Höhe der variablen Kosten bei einer Veränderung des Produktionsvolumens verhält.

Fixe Kosten stehen nicht im Zusammenhang mit dem Absatzvolumen. Mit diesem Begriff werden Kosten bezeichnet, die im Übrigen auch im Fall der Einstellung der Betriebstätigkeit kurzfristig anfallen. In erster Linie handelt es sich um:

  • Mieten
  • Versicherungen
  • Zinsaufwand für erhaltene Kredite
  • Abschreibungen
  • Personalaufwand (in Form von Festgehältern)
  • Gründungskosten
  • Sonstige einmalige Kosten

Wichig!

Die Trennung zwischen variablen und fixen Kosten ist schnell zu erkennen, obwohl sie je nach Geschäftsbranche sehr unterschiedlich sein können. Mittelfristig sind alle Kosten des Unternehmens anpassbar.

Cash-Management

Ausgewählte Parameter wie beispielsweise die Höhe der Debitorenforderungen, Kreditorenverbindlichkeiten und Lagervorräte haben einen erheblichen Einfluss auf den Cashflow und somit auf die Liquidität des Unternehmens. Es ist deshalb notwendig, im Finanzteil des Businessplans folgende drei Kennzahlen präzise darzustellen:

  • Debitorenumschlag: Das Verhältnis der Umsatzerlöse zum durchschnittlichen Debitorenbestand (also die durchschnittliche Zahlungsfrist gegenüber Kunden)
  • Kreditorenumschlag: Das Verhältnis des Wareneinkaufs zu durchschnittlichen Verbindlichkeiten innerhalb eines Jahres (also die durchschnittliche Zahlungsfrist gegenüber Lieferanten)
  • Lagerbestand: Das Verhältnis des Wareneinkaufs zum durchschnittlichen Lagerbestand (quasi der durchschnittliche Gesamtwert der Waren im Warenlager)

Investitionen

Dieser Begriff kennzeichnet die Kosten für den Erwerb oder die Erstellung von Anlagevermögen des Unternehmens. In diesem Zusammenhang sind drei Gruppen an Investitionen zu unterscheiden:

  • Ausgaben für den Erwerb von Finanzanlagen
  • Ausgaben für den Erwerb / die Erstellung von Sachanlagen
  • Ausgaben für den Erwerb / die Erstellung von immateriellen Vermögensgegenständen

Der Gesetzgeber schreibt vor, dass das bilanzierte Anlagevermögen mit einem entsprechenden Abschreibungssatz abgeschrieben werden muss. Deshalb muss bei der Erstellung eines Businessplans stets die unterstehenden Werte des Anlagevermögens berechnet und zum Ende jeder Geschäftsperiode entsprechend ausgewiesen werden:

  • Restwert vom Anlagevermögen (in Bilanz)
  • Investitionen innerhalb des Geschäftsjahres (in Cashflow-Rechnung)
  • Abschreibungen (in Erfolgsrechnung und Cashflow-Rechnung)

Wichtig!

In der Schweiz sind mehrere Abschreibungsmethoden zulässig. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden erfahren Sie hier: Abschreibungsmethoden

Finanzierung

Gründung und Betriebsstätigkeit eines Unternehmens kann grundsätzlich aus zwei Quellen finanziert werden:

  • Eigenkapital
  • Fremdkapital

In der Regel reicht die Summe des Eigenkapitals nicht aus, um die geplanten Investitionen und Betriebskosten in der Startphase abzudecken. Das zwingt das Gründerteam, den Fehlbetrag durch Einbringung von Fremdkapital – üblicherweise in Form von Bankkrediten – auszugleichen. Sollten Sie sich für die Form der Fremdfinanzierung entschieden haben, müssen Sie in Ihrem Businessplan die folgenden Parameter für die Finanzierung berücksichtigen:

  • Kreditbetrag
  • Zinssatz per annum
  • Laufzeit
  • Tilgungsform

Im Falle einer Fremdfinanzierung müssen zum Ende des Geschäftsjahres der Businessplanung unterschiedliche Parameter der Fremdfinanzierung kalkuliert werden. Denn die Finanzlage beeinflusst die entsprechenden Plankalkulationen:

  • Restbetrag (in der Bilanz)
  • Tilgungsbetrag (in der Cashflow-Rechnung)
  • Zinsaufwand (in der Erfolgsrechnung)

Finanzanalyse

In einigen Fällen empfiehlt es sich, einen Einblick in spezifische Aspekte der Unternehmensfinanzlage zu eröffnen, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie ändern sich die Finanzzahlen, wenn der Umsatz von der geplanten Höhe abweicht? (Szenarioanalyse)
  • Wird das Unternehmen in der Lage sein, seine Schulden rechtzeitig zu begleichen? (Liquiditätsanalyse)
  • Wie beeinflussen diverse Parameter die wichtigsten Outputs? (Sensitivitätsanalyse)
  • Wie viel muss das Unternehmen minimal produzieren/vermarkten, um profitabel zu werden? (Break-Even-Analyse)

Die Antworten auf diese Fragen können folgende Finanzanalysen im Businessplan geben.

Ähnlich wie bei der Erstellung des Geschäftskonzepts muss die Vielfalt und die Tiefe der Finanzanalysen in Relation zum Zweck des Businessplans gesetzt werden.

Empfohlene Spektrum der Analysen je nach Zweck des Businessplans
  Interne Analyse Bewerbung für GR Suche nach Fremdkapital Suche nach Partnern
Szenario­analyse
Liquiditäts­analyse
Sensitivitäts­analyse
Break-Even-Analyse

Geschäftsbericht zur Finanzlage

Die prognostizierten Daten des Unternehmens werden anhand des Geschäftsberichts dargestellt, der normalerweise drei Bereiche umfasst:

  • Erfolgsrechnung (zeigt Aufwand und Ertrag über einen bestimmten Zeitraum)
  • Bilanz (zeigt Aktiva Vermögen und Passiva bzw. Kapital zu einem bestimmten Zeitpunkt)
  • Cashflow-Rechnung (zeigt Geldzu- oder -abfluss des Unternehmens innerhalb einer bestimmten Periode)

Die folgenden Beispiele erlauben uns, eine Vorstellung davon zu erhalten, wie der Geschäftsbericht eines Businessplanes im Idealfall aussehen muss.

Expertentipp:

Cashflow, Bilanz und Erfolgsrechnung sind eng miteinander verbunden. Man muss zwangsläufig diesem Zusammenhang Rechnung tragen, damit der Geschäftsbericht plausibel erscheint.

Erfahrungsgemäss sollte man bei der Erstellung von Geschäftsberichten folgende Faktoren berücksichtigen:

  • Kontinuierlicher Zufluss flüssiger Mittel (inkl. Low-Case-Szenario)
  • Plausibles Umsatzwachstum
  • Berücksichtigung des Ertragsgesetzes (sinkende Bruttogewinnmarge bei einem Plus an Arbeitskräften, Kapital, Maschinen oder anderen unverhältnismässigen Änderungen von Faktoren)
  • Darstellung Steuersatz zur Steuerberechnung
  • Realistische Gewinnmarge

Schritt 4. Visualisierung des Geschäftsplanes

Im Endeffekt muss das Unternehmenskonzept und der Finanzplan im Businessplan übersichtlich und veständlich präsentiert werden. Es empfiehlt sich daher, bei der Erstellung von Businessplänen anstelle von WORD eine geeignete Software für die Visualisierung zu nutzen, wie z. B.:

  • Power Point
  • InDesign
  • Sonstige

Zudem empfehlen sich weitere Details, die zu einer erfolgreichen Visualisierung des Businessplanes beitragen. Wichtig ist dabei:

  • Weniger Text und mehr grafische Elemente
  • Passender Textstil, Schriftgrösse und Textabstände
  • Integration Firmenlogo
  • Gestaltung des Businessplans gemäss der Corporate-Identity
  • Einsatz themenspezifischer Motive im Unternehmenskonzept
  • Portraits von Gründern / Geschäftsführern
  • Darstellung der Kernannahmen mittels Tabellen und Grafiken

Bei komplexen Unternehmenskonzepten und ausführlichen Finanzanalysen reicht der Businessplan an sich für eine umfassende Präsentation nicht aus. In diesem Fall empfiehlt es sich, parallel zum Businessplan eine separate Datei zu erstellen – ein sogenanntes Pitch Deck.

Expertentipp:

Wendet sich der Businessplan an potenzielle Investoren, kann ein Pitch Deck äusserst hilfreich sein. Der Begriff kennzeichnet eine Präsentation mit visualisierten Kernpunkten des Businessplans. Es handelt sich um eine reduzierte Präsentation der zentralen Informationen aus dem Businessplan. Ein Pitch Deck steigert Ihre Chancen erheblich bei Ihrer Überzeugungsarbeit gegenüber den Investoren. Mehr Informationen finden Sie hier: So überzeugt dein Pitch jeden Investor!

Schritt 5. Review

In der Regel wird der Businessplan am Schluss mehrfach gecheckt:

  • Korrekte Struktur (logische Reihenfolge der einzelnen Teile / Verständlichkeit)
  • Einheitlicher Stil hinsichtlich Text und Design
  • Orthographie

Lassen Sie Ihren fertigen Businessplan von einem Profil gegenlesen. Er soll sein Feedback formulieren, wie er/sie das Ergebnis bewertet. Anschliessend können Sie den Businessplan optimieren.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie bei der Erstellung Ihres Businessplanes fachliche Unterstützung benötigen? Wenn ja, sollten Sie sich an echte Profis wenden.

2 Comments
Fabian Hochueli

August 11, 2023 @ 09:02

Reply

Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Ich war aber der Meinung, dass die Marktanalyse ein unverzichtbarer Bestandteil des Businessplans darstellt. Jedoch soll man nach Ihren Empfehlungen auf diesen Teil im Businessplan meistens verzichten. Könnten Sie bitte kurz präzisieren, woran das liegt? Danke vielmals.

Philipp Stirnemann

August 14, 2023 @ 09:12

Reply

Hallo Fabian
Dass die Marktanalyse nur selten in den Businessplan integriert wird, lässt sich durch den hohen Zeitaufwand und gleichzeitig niedrigere Relevanz für die meisten Adressaten dieses Dokumentes begründen. Wenn man auf der Suche nach grossen Finanzierungsummen aus privaten Quellen oder Partnern ist, wird eine solche Analyse zum guten Eindruck erheblich beitragen. In den meisten anderen Fällen ist es zu empfehlen, auf diesen Teil zu verzichten, denn er kann den Leser eher mit Informationen überschütten. Dadurch verliert man schnell den Fokus.

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